Während die Kommunen ein Defizit von 24,8 Milliarden Euro melden, bleibt ein weiteres Problem ungelöst. Laut dbb Monitor 2025 fehlen dem öffentlichen Dienst aktuell rund 570.000 Beschäftigte – etwa 20.000 mehr als im Jahr zuvor. Der Befund ist eindeutig: Es geht längst nicht mehr nur um neue Stellen, sondern um die Frage, welche Aufgaben der Staat überhaupt noch verlässlich erfüllen kann.
Die Personalkrise im öffentlichen Dienst ist kein neues Phänomen, doch sie verschärft sich Jahr für Jahr. Ulrich Silberbach, Bundesvorsitzender des dbb, brachte es bei der Vorstellung des Monitors im Januar 2025 auf den Punkt: Der Staat findet keine hinreichenden Lösungen für Fachkräftemangel, demografischen Wandel und das bürokratische Dickicht, das Bürgerinnen und Bürger tagtäglich erleben. In vielen Ämtern und Einrichtungen ist der Mangel längst spürbar. Wartezeiten verlängern sich, Verfahren stocken, Mitarbeitende geraten unter Druck.
Die naheliegende Antwort, noch mehr Stellen auszuschreiben, greift zu kurz. Denn offene Ausschreibungen bleiben häufig unbesetzt. Der Mangel verweist auf ein strukturelles Problem. Eine Verwaltung, die ihre Aufgaben kontinuierlich erweitert, ohne sich ehrlich zu fragen, was sie leisten kann, wird auch mit mehr Personal überfordert bleiben. Es fehlt nicht nur an Köpfen, sondern an Priorisierung.
Hinzu kommt, dass die Erwartungen jüngerer Generationen und die Realität in den Behörden häufig auseinanderfallen. Wer heute in den öffentlichen Dienst eintritt, sucht Sinn, Entwicklungsmöglichkeiten und Flexibilität. Stattdessen dominieren starre Hierarchien, enge Regelwerke und wenig Gestaltungsspielraum. Zwar gibt es erste Ansätze für modernere Modelle, von flexibleren Arbeitszeiten bis hin zu Talentprogrammen, doch sie sind noch die Ausnahme, nicht die Regel.
So wird der Fachkräftemangel zum doppelten Risiko. Einerseits verliert der Staat seine Funktionsfähigkeit, wenn zentrale Stellen unbesetzt bleiben. Andererseits verliert er Attraktivität, wenn sich Kultur und Strukturen nicht bewegen. Die eigentliche Herausforderung lautet deshalb: Den öffentlichen Dienst so weiterzuentwickeln, dass er mit weniger Menschen nicht nur überlebt, sondern produktiver wird.
Das Personaldefizit ist damit ähnlich wie das Haushaltsdefizit zu verstehen: Es zwingt dazu, Grenzen zu erkennen, Erwartungen zu überprüfen und das Wesentliche in den Mittelpunkt zu stellen. Mehr Stellen allein werden die Krise nicht lösen, solange Strukturen und Aufgaben unverändert bleiben. Es braucht einen Staat, der den Mut hat, ehrlich mit seinen Möglichkeiten umzugehen – und den Blick auf das richtet, was wirklich zählt.
Weiterführende Quelle
dbb Beamtenbund: „dbb Monitor öffentlicher Dienst 2025 erschienen – Der Personalmangel wächst“